Was machen eigentlich die Lehrer*innen während die Klassen im Praktikum sind?

Manche glauben vielleicht, Lehrkräfte würden jetzt der sommerlichen Hitze mit Cocktails trotzen während Schüler*innen im Praktikum schwitzen, quasi schon mal für den Urlaub „trainieren“ oder zumindest packen und eventuell noch schnell die ein oder andere Note würfeln, da die Zeugniskonferenz ansteht. Welch romantische Vorstellung, die Realität stellt sich ein wenig anders dar.

Die Lehrkräfte aus Berufsvorbereitungsjahr und Berufsfachschule geben mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in ihre Tätigkeiten in einer schülerlosen Schule vor der letzten Schulwoche:

O. Doukhina und C. Mölter haben die Zeit für eine lang ersehnte Fortbildung genutzt. Im schulischen Alltag kommt das für sie als Klassenleiterinnen nicht in Frage. „Nichts ist so gut geeignet wie Fortbildungen, um selbst wieder mal in die Rolle der Schülerin zu schlüpfen. Allein schon dieser Perspektivwechsel wäre eigentlich spannend genug. Hinzu kommen natürlich die Kursinhalte, wir lernen da viel Neues. Mit unserem neu erworbenen Wissen werden wir unseren Unterricht noch motivierender gestalten können. Als Schule im Erasmusprogramm profitieren wir dabei zusätzlich vom regen Austausch mit Lehrkräften aus anderen europäischen Nationen. Das ist viel Input, der in kürzester Zeit verarbeitet werden will.“ Der Besuch einer Fortbildung bedeutet daher jede Menge Hausaufgaben für die engagierten Lehrerinnen. In der nächsten Gesamtkonferenz werden sie von ihren Erfahrungen berichten und ihren Erkenntnisgewinn ins Kollegium transportieren. Nicht selten entsteht auch eine kleine Arbeitsgruppe, die vielen weiteren Lehrkräften die Möglichkeit für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema bietet.

Auch jetzt sind gerade drei Arbeitsgruppen im Schulhaus am Werk. Bildungsgangleiter Bastian Foerg erklärt: „So ein Praktikumszeitraum eröffnet uns als Kollegium die Chance, uns mit wichtigen Aufgaben und Themen zu beschäftigen, für die im Unterrichtsalltag meist keine Zeit bleibt. Die Kolleginnen und Kollegen treffen sich mehrfach, entwickeln Gutes weiter, überarbeiten Altes und erarbeiten Neues. Lehrkräfte haben genauso wie Schüler*innen Freude an gutem Unterricht und tollen Veranstaltungen. Auch wenn die Schule heute ruhig scheint, hinter einigen Türen ist richtig was los!“

Tatsächlich – im Schulhaus sind mehrere Arbeitsgruppen anzutreffen:

  • Einsatz von KI an der KBS
    Die Lehrkräfte unterziehen die willigen Befehlsemfpängern unerbittlichen Praxistests. Sie lassen Texte in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade umarbeiten, begleitende Fragen und Lösungen entwerfen. Sie sitzen nebeneinander vor Bildschirmen, diskutieren ihre Prompts, vergleichen und bewerten die Antworten der KI. Dann wechseln sie in die Rolle der Lernenden und interviewen ein PDF um mehr über ein Thema herauszufinden ohne den langen Fachtext komplett lesen zu müssen. Enthaltene Fremdwörter muss die KI verständlich erklären können. Aus den Ergebnissen entwickelt die Kleingruppe einen ersten Leitfaden zum Umgang mit ChatGPT und seinen KI-Kollegen.  Er möchte Kolleginnen und Kollegen Möglichkeiten aufzeigen, wie Schüler*innen im Unterricht unter Einsatz von KI lernen können.
  • Projekttag mit Spiele-Olympiade
    In diesem Schuljahr soll der Projekttag bewegungsorientiert veranstaltet werden. Was eignet sich dafür besser als eine Spiele-Olympiade? Einige Kollegen diskutieren gerade den Ablauf und skizzieren einen dazu passenden Laufzettel. Eine zweite Gruppe macht gerade einen Rundgang in die Umgebung der Schule. Ihr Auftrag ist es, schattige Plätze in Laufweite zu identifizieren und passende Spiele für die Stationen vorzudenken. Und falls es doch regnet? Sobald sie zurück sind wird daneben noch über Beschilderung oder Lageplan auf der Rückseite des Laufzettels zu diskutieren sein.
  • Vorbereitung der 1. Praktikumsphase im neuen Schuljahr
    Neben dem Lehrerzimmer tagt das Lehrerteam des Berufsvorbereitungsjahres gemeinsam mit den Klassenleitungen der neu beginnenden Berufsfachschulklassen. Das berufsorientierende Praktikum, das nach den Herbstferien stattfinden wird, will unbedingt vorbereitet werden. Der Ablauf enthält die Einladung von Fachkräften aus der Praxis. Sie werden Schüler*innen aller Fachrichtungen die Möglichkeit zum Interview mit Berufspraktikern bieten. Außerdem stehen Besuche im BIZ auf dem Programm. Deren Terminkalender ist schon ziemlich voll, die Planung mit externen Partnern bedarf eben einer entsprechend frühen Vorbereitung.
  • Heute nicht im Schulhaus ist ein Team, das den Abschlussgottesdienst für das Schuljahr aktiv vorbereitet und probt. Daran wirken an der KBS immer auch Schüler*innen mit. Und dann gibt es da mindestens noch einen Arbeitskreis, der einen pädagogischen Tag für alle Lehrkräfte mit Einsatz im Bildungsgang vorbereitet. Er wird gleich zu Beginn des neuen Schuljahres stattfinden. „Wir überlegen schon jetzt sehr genau den Ablauf, stellen begleitendes Arbeits- und Infomaterial zusammen und vervielfältigen dieses. Das muss alles fertig sein bevor die Schüler*innen zurück kommen. Zum Beginn eines neuen Schuljahres gibt es immer so viel zu tun, dass dafür dann keine Zeit bleibt.“

Das machen also Lehrer*innen während ihre Klassen im Praktikum sind. Sie schwitzen tatsächlich genauso wie ihre Schüler*innen in den Betrieben, wobei die vielleicht sogar die Kühle einer Klimaanlage genießen – diese Annehmlichkeit gibt es im Schulhaus nicht.

 


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